Vor genau zwei Wochen haben wir unser Mega-Projekt „Urmelritt“
also zu Ende gebracht. Nach all den Eindrücken und Impulsen die wir über die
letzten Wochen und Monate sammeln durften, mussten wir uns erst einmal ins
stille Kämmerchen verdrücken. Alle Erlebnisse und Ereignisse, mussten wir verarbeiten
und uns in Ruhe noch mal überlegen was da eigentlich ab ging.
So hatten wir also das Glück sieben Tage durch unsere
herrliche Heimat zu reisen. Mit dem Auto ist das eine Sache von wenigen
Stunden. Mit dem Pferd allerdings, eine etwas andere Angelegenheit. Man
schreitet langsam durch die Landschaft und nimmt weitaus mehr Momente mit, als
auf der Autobahn oder der Landstraße. Wir wurden jeden Tag mit einer, für
dieses Gebiet charakteristischen, Landschaft belohnt. Im Allgäu starteten wir
mit hügeligem Weideland und wunderschönen Braunviehkühen. Abwechslungsreiche
Wälder und lange, gerade Wege mit wenig Autoverkehr wichen diesem Bild. Wunderschöne
Stoppelfelder wechselten sich mit Maisäckern um den Höchsten ab. Je näher wir
in Richtung Süden unterwegs waren, desto mehr Springkraut wuchs in den Wäldern
und desto mehr wurden Sonderkulturen wie Äpfel oder Hopfen angebaut.
Immer mit dabei hatten wir wunderbare Menschen die uns beim
Ritt begleiteten, oder ein Anlaufpunkt für uns waren. Mit einigen dieser
Menschen waren wir bereits vor dem Ritt in Kontakt. Sie unterstützten uns bei
der Unterkunft, der Tour-Planung und gegebenenfalls auch bei der Findung neuer
Ideen. Bei allen Wanderreitstationen und Zwischenstationen wurden wir aufs
herzlichste begrüßt und umsorgt. Einen riesen Dank an der Stelle von uns!
Verglichen mit dem aktiven Ritt war die Vorbereitungsphase
die arbeitsintensivste. Geboren wurde die Idee Ende Januar bei einer guten
Gulaschsuppe im Bäumle in Tettnang. Von da an prasselten die Ideen nur so aus
uns heraus. Aus einem einfachen, einwöchigen Wanderritt wurde, durch die Idee
der Dokumentation mittels Facebook und des Blogs, schnell die Variante zum
Spendenritt entwickelt. Eine passende Organisation fehlte uns noch, und nach
ein wenig Recherche fanden wir die diese: die Urmel Kinder-Krebshilfe e.V. in Tettnang!
Ab diesem Zeitpunkt hatte unser Ritt auch endlich einen Namen: der Urmelritt!
Schnell wurde die Facebook und Blogseite erstellt. Ein
Gewinnspiel während des Ritts sollte die Follower bei Laune halten und durch
einen Zufall, sollten wir noch ein weiteres Gewinnspiel auf die Beine stellen
können. Die Kinder-Krebshilfe hatte noch einen Zeppelinflug, den sie nicht
verwenden konnten. Dieser Gutschein sollte unser Hauptgewinn werden. Unter
allen Spendern mit dem Verwendungszweck „Urmelritt“ sollte eben dieser verlost
werden. Die Suche nach weiteren
Sponsoren nahm ihren Lauf. Denn nicht nur Sachpreise für unsere Gewinnspiele,
sondern auch Kosten die durch Werbung entstanden, sollten gedeckt werden. Kurz
um: die Vorbereitungsphase war gekennzeichnet durch Sponsorensuche, Kontakt mit
den Medien, Werbung für unseren Ritt und dem Feinschliff an unserer Idee. Gehirnakrobatik
vom Feinsten, denn nebenher hatte jede von uns auch noch einen Vollzeitjob zu
leisten.
In diesem kreativen Prozess wurde immer wieder deutlich wie
wichtig ein stimmiges Miteinander ist. Viele Teilideen wurden in den Raum
geworfen. Und genauso oft wie sie erfunden wurden, wurden sie, aus
verschiedenen Gründen, auch wieder verworfen. Es herrschte eine offene
Kommunikation in der jeder Vorschläge einbrachte und konstruktiv kritisieren
durfte. Nach fast 20 Jahren Freundschaft, wussten wir einfach wie die jeweils
andere tickt und legten nicht alles auf die Goldwaage. Für beide von uns war
2017 nicht unbedingt das einfachste Jahr. Hatte eine einen Durchhänger, sprang
die andere ohne zu Zögern und wie selbstverständlich für sie ein. Man ergänzte
sich schlichtweg. Sowohl organisatorisch, wie auch bei der Durchführung der
Vorbereitungen. In der Phase waren wir uns fast schon manchmal unheimlich.
Hatte eine von uns eine Idee, wurde diese natürlich sofort mit der anderen
kommuniziert…allerdings immer nur bis zur Hälfte der Erklärung, denn die andere
warf ein: „ja ich weiß, daran hab ich auch schon gedacht!“. Mittlerweile sind wir auf dem „sag-nichts-mach-einfach-Level“
angekommen ;). Die Qualität der Freundschaft war wahrscheinlich die Quintessenz
um den Urmelritt zu dem werden zu lassen was er war.
|
Man darf auch mal ne Schnute ziehen ;) |
Manchmal wurden wir von unseren Mitreitern oder den Medien
gefragt wie viel Zeit der Urmelritt gekostet hätte. In Zahlen können wir es
nicht benennen. Sicher ist aber, dass es ein Haufen Zeit und Energie war, es
uns aber nicht so dramatisch vorkam. Denn unsere besten kreativen Phasen hatten
wir immer dann (wen wundert es), wenn die Situation ungezwungen war und wir den
Kopf frei hatten. Auf dem Pferd beim Reiten, im Urlaub in Kroatien am Meer, an
der Zollstation in Slowenien, beim Feiern auf dem U&D in Lindau oder leicht
beschwipst beim Grillen. Die Herausforderung bestand nur darin diese Impulse
nicht zu vergessen. Also Handy raus und Sprachnachricht an die andere
geschickt.
|
immer bereit für neue Schandtaten ;) |
Leider muss ich jetzt Menschen enttäuschen. Denn einen
Urmelritt 2.0 für 2018 wird es in dieser Form wahrscheinlich nicht mehr geben.
Zum einen aus organisatorischen Gründen, zum anderen widerstrebt uns nichts
mehr als der ewig selbe Trott und Langeweile. Trotzdem haben wir mit unserem
Ritt „Anlauf genommen“ und wollen die Sache nicht im Keim ersticken lassen.
Dafür wäre sie zu schade. Irgendetwas Verrücktes wird uns sicher wieder
einfallen, spätestens zur nächsten Gulaschsuppe im Bäumle.
Um noch mal klar zustellen: monetär haben wir beide vom
Urmelritt nicht profitiert. Was aber unbezahlbar und viel wichtiger ist, sind
die Erfahrungen, Begegnungen mit Menschen und Momente die wir sammeln durften!
Auf dieser Ebene war der Urmelritt für uns ein Sechser im Lotto!
Vielleicht ging es bei diesem Projekt auch ein bisschen
darum Dinge einfach „mal so“ – nämlich ohne Gegenleistung – zu machen. Zentral
war auch, Vertrauen in sich selbst und eine Idee zu investieren und andere
Menschen zu motivieren. Als wir von Gohren in Richtung Oberdorf mit den Ponys
unterwegs waren, erreichte uns die Nachricht einer Stallkollegin. Ihre Kinder
verkauften Brownies und Limo an Passanten und spendeten das der Urmel
Kinder-Krebshilfe. Wir gaben mit unserer Aktion den Mädels einen Impuls. Ich
persönlich hoffe, diesen auch ganz vielen anderen Menschen mit dem Urmelritt
gegeben zu haben. Es muss nicht immer eine Aktion mit den Ausmaßen des Urmelritts
sein. Aber im Alltag kleine Nettigkeiten für die Mitmenschen einzubauen, Dinge
auch einfach „mal so“ zu machen – das bringt unsere Gesellschaft ein Stückchen
weiter zusammen statt auseinander.